
Wasser für den schnellen Kenianer: Wanyoike Henry mit seinem Begleitläufer Dirk Schwarzbach. Foto:Schenker
Von wegen Trainingsrückstand: Mit schnellen Schritten ist Henry Wanyoike am Sonntag durch Hannovers Stadtwald geflitzt. 1:16:45 Stunden benötigte der blinde Langstreckenspezialist aus Kenia für die 21,1 Kilometer beim 7. Eilenriendenrennen. Im Ziel musste sich der mehrfache Paralympicssieger zwar einen Moment sammeln und Kraft tanken. Kurz darauf strahlte Wanyoike aber schon wieder und fand warme Worte für Hannover, die Zuschauer und seine beiden Begleitläufer. „They did a great job“, lobte der 36-Jährige seine Guides aus Hannover, die kurzfristig für seine verhinderten Begleitläufer eingesprungen waren und so den Start in der Eilenriede ermöglicht hatten.
Wer den schnellen Kenianer begleiten will, braucht vor allem eines: eine erstklassige Ausdauer. Der Rest sei gar nicht so schwer, hatte Wanyoike schon vor dem Rennen erklärt. Einfach die Kordel in die Hand nehmen, ein paar Schritte zum Testen, los geht’s. Bedenken? Fehlanzeige – Wanyoike strahlte und fand Sekunden vor dem Start noch Zeit für die Fotografen.
Knapp unter 1:20 Stunden hatte der Kenianer als Ziel ausgegeben, doch bereits auf den ersten Kilometern drückte er derart aufs Tempo, dass der erste Begleitläufer dem hohen Anfangstempo Tribut zollen musste. „Das war einfach zu schnell“, gestand Arne Westphal, der sichtlich beendruckt war von seinem Einsatz als Guide. „Eine tolle Erfahrung“, sagte Westphal und bekam im Ziel dankende Worte von dem enteilten Wanyoike.
Ab Kilometer fünf legte Wanyoike die Strecke zusammen mit Dirk Schwarzbach zurück. Ob er unsicher gewesen sei wegen des frühen Wechsels? „Nein“, sagte Wanyoike und schob – Understatement in Reinform – , noch schnell mit einem breiten Lachen ein Lob hinterher: „Dirk ist doch ein schneller Läufer.“
Dass er den Sieg – obwohl gut zwei Minuten schneller als bei seinem Triumph in der Eilenriede 2007 – dem Radprofi Christian Leben überlassen musste, nahm Wanyoike mit Humor. Überhaupt stand beim Eilenriedenrennen etwas anderes für ihn im Vordergund: Den Lauf widmete er seinem langjährigen Freund und Trainer Pius, der vor wenigen Tagen an Krebs gestorben war.
Spätestens im Frühjahr will Wanyoike wieder in Hannover an den Start gehen – wie schon in diesem Jahr beim Hannover Marathon. Und mit seinen neuen „Aushilfs“-Guides hat er bereits ein gemeinsames Training für Mai vereinbart.