Es gibt untrügliche Anzeichen, dass die Tage bis Weihnachten dahin eilen wie ein Dennis Kimetto Ende September bei seinem Marathon-Weltrekord in Berlin. Nicht nur deshalb, weil man inzwischen als Held daherkommt, wenn man bei gefühlten Minusgraden seine Laufrunde in kurzer Hose dreht. Oder dass man kurz nach 15 Uhr beim Blick aus dem Fenster denkt, wegen der Dunkelheit sei es Zeit, ins Bett zu gehen. Auch viele Buchverlage liegen im Jahresendtrend, indem sie manches auf die Ladentische bringen, bei deren Anblick es auch Sportlern warm ums Herz wird. Das gilt nicht nur für Läufer, sondern auch für verwandte Disziplinen wie den Triathlon.
Wie etwa den dicken Band, der gerade bei spomedis herausgekommen ist. Unter dem Titel „33 Rennen, die ein Triathlet gefinisht haben muss“ sind Jan Sägert und Volker Boch auf große Reise durch Deutschland, Europa und die restliche Welt gegangen. Von A wie Allgäu, C wie Celtman oder X wie Xterra Maui: Beeindruckende Bilder lassen den Betrachter erahnen, was man nicht erlebt hat, wenn man sich nicht selbst unter die Ausdauersportler begeben hat, die dort am Start waren. Zu jedem Wettkampf, der mit allen nötigen Details vorgestellt wird, gehört eine Grafik mit dem Streckenverlauf und dem Höhenprofil. Da weiß man, was auf einen zukommt – wenn man es denn überhaupt schafft, einen Startplatz zu ergattern. Oder überhaupt das Zeug hat, um sich unter die Wagemutigen zu mischen. Aber Träumen ist durchaus erlaubt.
Jan Sägert, Volker Boch: „33 Rennen, die ein Triathlet gefinisht haben muss“, spomedis GmbH, 224 Seiten, 19,95 Euro.
Unterwegs in der großen weiten Triathlonwelt ist auch Christine Waitz. Die zweifache Ironman-Altersklassen-Weltmeisterin hat sich gleich bei 46 Wettkämpfen auf allen fünf Kontinenten umgetan, von der Kurz- bis zur Langdistanz. Sie startet beim Mission Bay in Kalifornien, der als Geburtsstätte des Triathlons gilt, und kommt in Embrun in Frankreich ins Ziel, wo sich Sportler zum vermeintlich härtesten Langdistanzrennen der Welt treffen. Auf dem Weg dorthin kann man manche Entdeckung machen: etwa den TriSmile111 Triathlon in Pühajärve in Estland oder den Hellfire Triathlon auf Malta. Bei dem darf das Rennrad getrost zu Hause bleiben: Um die Berge hinaufzukommen, benötigt man ein Mountainbike, das auch gern mal auf die Schulter genommen werden darf. Nicht das einzige Abenteurer, das in diesem gut, aber nicht opulent bebilderten Band lebendig wird.
Christine Waitz: „Traumziel Triathlon. Die 46 schönsten Wettkämpfe weltweit“, Bruckmann Verlag, 164 Seiten, 29,99 Euro
Vom Triathlon kommt auch Katja Schumacher. Die 46-Jährige war zweimal deutsche Meisterin auf der Mitteldistanz, außerdem gewann sie sechs Ironman-Wettkämpfe. Zum Sport hat sie nicht etwa über ihren Onkel Toni Sailer, den dreimaligen Skirenn-Olympiasieger von 1956, gefunden. Ihr Bewegungstalent entdeckte sie auf ungewöhnliche Weise: Sie erlag am Gymnasium in Heidelberg der Verlockung, eine bessere Englischnote zu bekommen, wenn sie den Halbmarathon unter zwei Stunden läuft. Gesagt, geschafft. Herausgekommen ist nicht nur eine erfolgreiche Profikarriere, sondern dieser Tage auch das Büchlein „Besser laufen“. Der Titel ist unspektakulär, doch der Ansatz durchaus interessant. Schumacher liefert Argumente für die Theorie, dass weniger Training auch mehr sein kann. „Smart Running“ nennt sie diese Methode, bei der es vor allem darum geht, die Lauftechnik zu verbessern. Und das ist nicht zuletzt eine Frage der Körperhaltung. Übungen dazu liefert Schumacher gleich mit und dazu noch machen guten Ratschlag aus ihrer Praxis als Ausdauersportlerin und -trainerin. Nicht nur Anfänger könnten davon profitieren.
Katja Schumacher: „Besser laufen – kompakt. Der Weg zum schnelleren und gesünderen Laufen“, Meyer & Meyer Verlag, 152 Seiten, 10,30 Euro.
Gewichtig kommt daher, was Guido Bruscia gerade abgeliefert hat. 512 Seiten hat der Band, den man glatt in die Hand nehmen könnte, um damit Kräftigungsübungen auszuführen. Man fährt besser, dazu den Hinweisen zu folgen, die der Italiener zum besten gibt. Er gilt als Experte für das sogenannte funktionale Training und verfährt dabei nach dem Motto: Zurück zu den Ursprüngen, etwa zu Übungen mit dem eigenen Körpergewicht – „ohne Maschinen oder protzige Ausrüstungen“, wie Bruscia sagt. Für ihn misst sich der Erfolg seines Trainingsansatzes darin, dass man sich besser fühlt, aktiver und stärker wird. Dazu liefert er nicht nur wissenschaftliche Erklärungen, sondern zeigt auch den Weg „zum Aufbau eines neuen Körpers“ auf. Die dazu vorgestellten 200 Übungen sind mannigfaltig, außer dem eigenen Körper kommen dabei Sandsack, Medizinball und Kettleball (eine Kugelhantel) zum Einsatz. Irgendwann sei der eigene Körper das „maßgeschneiderte Outfit, der beste Ort, um darin zu leben“, verheißt Bruscia. Ein Ziel, für das es sich zu schwitzen lohnt.
Guido Bruscia: „Handbuch Functional Training“, Meyer & Meyer Verlag, 512 Seiten, 29,95 Euro.
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