Auch ein selbst ernannter Sportrentner, der nach eigenen Worten „keine Lust mehr aufs Laufen hat“, kann sich und anderen durchaus das Gegenteil beweisen. „Mein Chef hat gesagt, wir müssen das hier mal wieder gewinnen“, berichtet Sören Ludolph kurz vor dem Start zum 18. Niedersächsischen Behördenmarathon. Gut zweieinhalb Stunden später ist der Auftrag erledigt: Ludolphs Siebener-Staffel von der Polizeidirektion Hannover feiert nach den sieben Runden um den Maschsee ihren Sieg. Die Konkurrenz von der Polizeiakademie Niedersachsen (in 2:35:37 Stunden nach grandioser Aufholjagd zum Schluss 19 Sekunden später im Ziel) und vom Leichtathletikverband (1:16 Minuten zurück) darf zum Sieg gratulieren.
Dass der 29 Jahre alte Ludolph, der 2016 seine Karriere als Leistungssportler nach drei deutschen Titeln über 800 Meter und der Olympiateilnahme 2012 in London beendete, den von ihm gehaltenen Rundenrekord (18:13 Minuten) für die gut sechs Kilometer um Hannovers Hausgewässer deutlich verpasst: geschenkt! Er ist als Startläufer in 20:02 immer noch der Schnellste im Gewinnerteam, das statt Uniform Laufsachen trägt. Gäbe es eine Einzelwertung, dann wäre sie diesmal an Karsten Meier gegangen, auch kein Unbekannter in der Laufszene: Der Biochemiestudent absolviert die Maschseerunde in 18:31; für seine Staffel, das Dream Team der Medizinischen Hochschule, reicht es als Vierter trotzdem nicht zur Titelverteidigung.
Behördenmarathon – das ist Dienstsport der besonderen Art. Nicht nur für Polizeikommissar Ludolph. Fast 2000 Männer und Frauen sind an diesem Mittwochnachmittag in Laufschuhen zum Westufer des Maschsees gekommen und haben gute Laune und viel Ausdauer beim Anfeuern der Kollegen mitgebracht – trotz zwischenzeitlicher Regenschauer. Anders als das große Starttor aus Metall und Plastik, das noch vor dem Rennen sicherheitshalber demontiert werden muss, trotzen sie auch dem böigen Wind, der mögliche neue Bestzeiten hinwegweht.
Immerhin gibt es einen neuerlichen Teilnehmerrekord, mit 1917 Teilnehmern ist die 2000er-Marke in Sicht. Die 273 Staffeln, die ins Ziel kommen, imponieren nicht nur mit guten Leistungen, sondern auch mit Einfallsreichtum bei der Namensgebung. „Weil, wir laufen“! nennt sich etwa die sportliche Abordnung der Niedersächsischen Staatskanzlei. Als „Laufende Leistungen“ tritt das Jobcenter der Region Hannover an und erledigt seine Tagesaufgabe in beachtlichen 3:06 Stunden, das Finanzamt Hannover-Land II gibt sich als „Steuerungeheuer“ aus. Auch die „Kanalratten“ vom Wasser- und Schifffahrtsamt Uelzen sind an diesem Tag in ihrem Element. Im Trikot von „Luther 2017 – ich bin so frei“ stecken Kirchenamts-Mitarbeiter der EDK, sie kommen nach 4:00 Stunden ins Ziel und damit im Luther-Jubiläumsjahr auf noch eine glatte Zahl.
Eine runde Sache ist der 18. Behördenmarathon, der von einem ehrenamtlichen Verein organisiert wird, auch für Stefanie Otte. Die Staatssekretärin aus dem Justizministerium übernimmt als Zweite ihrer Staffel den Stab und ist nach nur 30 Minuten wieder zurück – eine respektable Leistung der 49-Jährigen. Es ist ja nicht so, dass hochrangige Staatsbedienstete nur das Grußwort ins Mikrofon sprechen oder den Startschuss geben wie an diesem Nachmittag: Sie mischen sich auch unters aktive Läufervolk. Aus Ottes Zuständigkeitsbereich sind diesmal immerhin 39 Staffeln vertreten. Hinterher trifft man sich unter dem vor Regen schützenden Zeltdach zum kollegialen Fachsimpeln und besseren Kennenlernen. Der alljährliche Behördenmarathon in Hannover – das ist auch Teambuilding der etwas anderen Art.
Hier geht es zu den Ergebnissen.
- Foto: Fettback
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