Hannover hat in anderen Teilen der Republik nicht das beste Image – auch nicht als Laufstadt. Völlig zu unrecht! Drei Erkenntnisse eines neu-hannoverschen Läufers. Von Christian Palm.
Einer der letzten Sommerabende am Maschsee. Die Sonne strahlt noch über durch die Bäume, Beine fühlen sich gut an. Seht gut sogar. Das Geräusch von schnellen Schritten nähert sich von hinten. Schön, etwas Konkurrenz, sagt der Kopf. Auch die Beine freuen sich auf ein spontanes Rennen mit einem Mitläufer.
Die Schritte ziehen vorbei, Blick nach rechts: Ein Typ überholt, sein T-Shirt spannt etwas über dem Bauch. Sollte eine leichte Beute sein.
Um es kurz zu machen: Der durchschnittlich aussehende Läufer rennt mal eben einen 3:30er-Schnitt. Und das mindestens eine halbe Maschsee-Runde lang, dann ist er aus dem Blickfeld verschwunden. Willkommen in der Laufstadt Hannover!
- Hannover macht es Läufern leicht
Sechs Kilometer, immer am Wasser. Keine Chance, sich zu verlaufen, keine Ampel, an der man anhalten müsste. Kennt jemand eine bessere Laufstrecke, die mitten in einer deutschen Großstadt liegt? Ich auch nicht.
Und am Maschsee fängt der Spaß ja erst an. Vom Südufer in die Eilenriede ist es nicht weit. Dort leiten die kleinen blauen, gelben und roten Pfeile durch den Wald. Läufern, die dort keinen Spaß haben, ist nicht mehr zu helfen.
Lauf-Kollege Frerk Schenker hatte vermutlich keine großen Probleme, schöne Laufstrecke zu finden. Höchstens dabei, DIE schönsten rauszufinden.
Hannovers einziger Makel: Es geht nirgends richtig bergab- oder –auf.
- Hannover ist schnell
Die Anekdote von dem Flitzer mit dem Bauchansatz reicht nicht? Neulich, wieder am Maschsee: Von hinten nähert sich das Geräusch von Rollen. Und wieder wird der Hannover-Neuling überholt. Diesmal von einem Läufer mit Kinderwagen. Mit Kinderwagen!
Sowas nagt am Selbstbewusstsein. Motiviert aber auch. Und diesen Ansporn braucht es gerade im Herbst und Winter.
- Hannover läuft weiter
Das Wetter hier hat keinen guten Ruf. Und es wird im Herbst früher dunkel als im Süden. Im Vergleich zu Frankfurt fehlen im Moment rund 20 Minuten Tageslicht. Wahrscheinlich sind die Läufer in Hannover das ungemütliche Wetter einfach gewohnt, die Laufstrecken sind auch dieser Tage nicht leer.
Hannover muss ja auch laufen, schließlich ist der Marathon früh im Jahr. Und wenn das Training bis dahin gut läuft, schaffen die Beine auch einen 3:30er Schnitt am Maschsee.
Christian Palm (33) ist leidenschaftlicher Läufer mit einer Marathon-Bestzeit von 2:53:25 Stunden. Er wohnt seit September 2018 in Hannover und arbeitet als Digital-Redakteur beim RedaktionsNetzwerk Deutschland, zudem auch die HAZ gehört.