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Neue Sportbücher

Große Momente auf Hawaii

Wer sonst wäre dafür infrage gekommen wenn nicht Bob Babbitt? Der Ironman, längst legendäre Wettkampfserie der besonders ausdauernden und leidensfähigen Triathleten, ist 40 geworden. Da ist es wieder mal Zeit, in den Annalen zu stöbern – und Babbitt war schließlich einer der Ersten. Nicht auf dem Podium, aber bei der Teilnahme, ob nun als Aktiver oder Dauergast an der Strecke. 1980 gab der Amerikaner auf Hawaii sein Debüt im Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, zwei Jahre nach der Ironman-Premiere. Wie es damals losging, das hat er schon mehrfach in Buchform beschrieben. Nun die neue Auflage zum Vierzigsten.

Sie ist sehr schön bebildert. Das vor allem ist die Stärke dieses Buches. Die Texte sind weniger aufregend, was wohl auch daran liegt, dass vieles nach 40 Jahren nicht neu ist. Zumal der Langdistanz-Triathlon hierzulande, nicht zuletzt dank der Erfolge von Athleten wie Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange, in den vergangenen Jahren an öffentlicher Aufmerksamkeit und Resonanz gewonnen hat.

Mit Frodeno und Lange, der sich jüngst gerade seinen zweiten WM-Titel schnappte, hat Babbitt auch Interviews geführt. Beim Lesen werden große Momente dieses Sports wieder wach. Das gilt auch für die „40 spektakulären Augenblicke“ aus vier Jahrzehnten. In Zeitraffermanier erinnert Babbitt darin an Lyn Lemaire, die 1979 als überhaupt erste Frau beim Ironman das Ziel erreichte. Oder an Julie Moss, die 1982 – zuvor lange in Führung liegend – in Maikäfermanier krabbelnd den zweiten Platz rettete. Auch Thomas Hellriegel wird die gebotete Ehre zuteil: Als erster Deutscher triumphierte er 1997 auf Big Island, vorausgegangen waren zwei zweite Plätze.

In der mehrseitigen Ergebnisstatistik findet sich auch der Name von Sandra Wallenhorst aus Hannover, die 2008 drittbeste Frau war. Ein anderer aus Hannover springt einen regelrecht an: Christian Haupt, Amateur-Weltmeister 2016 und 2017, vollführt auf dem Foto auf Seite 110 einen unnachahmlichen Freudensatz. Wer nach Tipps sucht, um es vielleicht einmal ähnlich weit zu bringen: Auch der wird bei Babbitt fündig.

Bob Babbitt: „Ironman. Alles über den härtesten Wettkampf der Welt.“. Delius Klasing Verlag. 192 Seiten, 34,90 Euro.

Der Knigge für Pedalisten

Wir, die wir uns als Läufer fühlen, wissen in den meisten Fällen, was zu tun und was zu unterlassen ist, wenn wir unseren Sport ausüben. Sind wir etwa beim Training in der Gruppe unterwegs, dann sollte der Langsamste das Tempo vorgeben. Stehen wir am Start zum Marathon, dann sollte man sich doch bitte schön in den Block begeben, den man aufgrund seiner nachgewiesenen Fähigkeiten zugewiesen bekommen hat – und sich nicht vordrängeln, um vielleicht ein paar Sekunden zu schinden. Und was auch niemand mag: Jemand, der die ganze Zeit im Schlepptau gelaufen ist, setzt auf der Zielgeraden zum Überholen an. Da können die anderen richtig sauer werden. Zu Recht.

Doch nicht nur Läufer haben ihren Knigge als Leitfaden fürs richtige Verhalten. Das gilt auch für Radsportler. Ihnen liegt das, was es zu beherzigen gilt, wenn sie in den Sattel steigen, inzwischen auch schwarz auf weiß vor. „Die Regeln“ heißt dieses herrliche Buch mit dem Untertitel „Kodex für Radsportjünger“. Darin zu blättern lohnt sich auch für Läufer, die gelegentlich aufs Rad umsteigen. Ansonsten könnte man schnell ins Fettnäpfchen treten und sich böse Blicke einfangen.

Aufgelistet sind 95 Regeln oder – wie es im Vorwort so schön heißt – „einfache Wahrheiten des Radsports“. Sie sind vergnüglich zu lesen und mit viel Herzblut und Sachverstand niedergeschrieben worden von fünf sogenannten Velominati, selbsternannten „Radsportjüngern höchsten Ranges“, für die der Tritt in die Pedale weit mehr ist als nur ein Zeitvertreib oder ein Mittel, um von A nach B zu kommen. Damit verbinden sie pure Leidenschaft. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass der Straßenradsport seine eigene Kultur hat, die es zu bewahren gilt.

So manches aus dem Regelwerk, das thematisch in fünf Kapitel geordnet wurde, ist auch Läufer nicht unbekannt – oder sollte ihnen zur Nachahmung empfohlen werden. Etwa die Regel 12: „Die korrekte Anzahl Räder, die man besitzen sollte, lautet N+1, wobei N für die Zahl der derzeit im Besitz befindlichen Räder steht.“ Räder durch Laufschuhe ersetzen, und schon passt es. Oder Regel 58: „Unterstütze deinen Radladen vor Ort.“ Von wegen Einkauf per Internet! Oder die 71: „Trainiere vernünftig.“ Was auch heißen soll: Man muss nicht nur schnell sein, um erfolgreich zu sein.

Über allem aber thront die Regel 5: „Beiss verflucht noch mal auf die Zähne.“ Da gibt es nicht viel zu erklären.

Velominati: „Die Regeln. Kodex für Radsportjünger“. Covadonga Verlag Bielefeld. 312 Seiten, 14,80 Euro.

Von einem, der nicht mehr abgehängt werden möchte

Lernen mit Rudi: Das ist der rote Faden, der sich durch das Buch „Rennrad-Training“ zieht. Mit Rudi ist nicht etwa Rudi Altig gemeint, eine legendäre Figur dieser Sportart. Rudi ist eine fiktive Person und wie sein berühmter Namensvetter ein vom Radfahren Besessener. Mit dem kleinen Unterschied, dass er ein „Normalo“ ist, der sich drei-, viermal in der Woche in den Sattel schwingt und es im Jahr bis auf 8000 Kilometer bringt. Auf seiner Hausrunde fährt er seinen Freunden aber zu oft hinterher. Das wurmt ihn, und das soll sich ändern.

Wie das geschehen kann, zeigen Tim Böhme und Jochen Haar in ihrem praxisnahen Ratgeber auf. In zehn Kapiteln gibt das Duo informative, verständlich formulierte Tipps, die auch beim Laien gut ankommen dürften. Der Bogen spannt sich vom Ausdauer- und Bergtraining über die richtige Sitzposition bis zu Ernährungsfragen und der Regeneration. Und wer erwägt, sich mal bei einem Alpencross zu versuchen, der wird auch bei diesem Thema fündig. Eine runde Sache für all diejenigen, die sich immer einen runden Tritt wünschen, was eigentlich aber gar nicht hinzubekommen ist. Effektiv soll er sein – auch das lernen wir …

Tim Böhme/Jochen Haar: „Rennrad-Training. Topfit für Hausrunde, Alpencorss, Radmarathon“. Bruckmann-Verlag. 192 Seiten, 20 Euro.

Alles über Sportmassage

Und was, wenn es hier und da zwickt? Wenn die Wade nach dem Laufen oder Radfahren schmerzt? Oder es schon körperliche Beschwerden gibt, ehe es überhaupt losgeht? Eine Massage kann Wunder wirken, heißt es dann oft. Nur verstehen Laien in der Regel nicht allzu viel davon. Weder von der praktischen Ausführung, was normalerweise auch Sache der Therapeuten sein sollte, noch von den Auswirkungen auf den Körper. Josep Marmol und Artur Jacomet haben nun einen Leitfaden vorgelegt, der viele Facetten der Sportmassage erklärt. Als Nachschlagewerk dürften auch Freizeitsportler aus dem derzeit „umfangreichsten Werk auf diesem Gebiet“, wie der Verlag schreibt, Nutzen ziehen. Eine gute Idee: Über eine App lassen sich 18 sogenannte Video-Tutorials einsehen, was dem Buch einen wirklichen Mehrwert gibt.

Josep Marmol/Artur Jacomet: „Anatomie & Massage“. Meyer & Meyer Verlag. 160 Seiten, 28 Euro.

Neue Sportbücher (2)

Wie Schmerzen besiegt werden können

Dann gehen wir aus gegebenem Anlass doch gleich mal ans Eingemachte. Die rechte Achillessehne hat sich nach Bergaufläufen vor ein paar Tagen schmerzhaft in Erinnerung gebracht. Was sagt Paul Hobrough dazu? Eine ganze Menge, in dem speziellen Fall auf acht Seiten auf den Punkt gebracht. Mit der (gewiss nicht neuen) Erkenntnis, die ein Läufer gar nicht gern hört: Das wird dauern. Trotzdem bleiben wir dran, der Mann weiß schließlich, wovon er schreibt. Und das nicht nur in der lesenswerten Passage über Achillessehnenbeschwerden und ihre Heilung.

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Neue Sportbücher (1)

Comeback im Kriechtempo

Der Altwarmbüchener See also, guck an! Ein Ort, um das Laufen neu zu entdecken. Und dafür kann schon eine einzige Runde ausreichen – jedenfalls für Ronald Reng. Es ist ein innerer Jubelschrei, den er nach den 3,6 Kilometern ausstößt. Sechster Platz beim ersten Start bei einem Volkslauf, darüber darf man sich gewiss freuen. Auch wenn es dafür keinen Pokal gibt, geschweige denn eine Medaille. Reng, Kolumnist der HAZ und als Autor sportinteressierten Lesern aufgrund seiner Publikationen rund um den Fußball bestens bekannt, reagiert euphorisch. So, als habe er etwas Wichtiges wiedergefunden, das ihm über die Jahre abhanden gekommen war: „Ich kann wieder laufen“, frohlockt er.

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Neue Bücher übers Laufen (2)

Der Kopf rennt mit

Zum Geburtstag gibt es mitunter ausgefallene Geschenke. So mancher erfüllt sich aus diesem Anlass selbst einen nicht alltäglichen Wunsch. So wie Michele Ufer: Er machte sich, als er 39 wurde, auf zu einem Lauf durch die Atacama-Wüste in Chile. Ein Etappenrennen über 250 Kilometer in bis zu 3500 Meter Höhe in der wohl trockensten Region der Welt. Zuvor war er nie mehr als 29 Kilometer am Stück gelaufen, hatte noch nie einen Wettkampf bestritten. Nicht minder bemerkenswert: Seine Vorbereitungszeit auf dieses Abenteuer betrug weniger als vier Monate. Hinterher schwärmte Ufer vom schönsten Geburtstag, den er je gehabt habe. Mit der Krönung, als absoluter Neuling nur sechs anderen den Vortritt gelassen zu haben.

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Lesenswertes für Läufer (2)

Spaß schlägt Ehrgeiz

Nun ist nicht unbedingt gesagt, dass die Marathonrennen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro für einen Laufboom hierzulande sorgen. Auch wenn sich Anja Scherl, Philipp Pflieger und Julian Flügel ihren Möglichkeiten entsprechend ordentlich aus der Affäre gezogen haben, laufen die Deutschen auch in dieser Disziplin international der Spitze kilometerweit hinterher. Doch sind Medaillen alles? Zählt nicht etwas anderes, wenn man sich dazu durchringt, die Laufschuhe überhaupt einmal anzuziehen, um sich in diesem Metier zu versuchen? Und das ohne falschen Ehrgeiz, ohne überzogene Ziele – die 42,195 Kilometer nicht mal im Hinterkopf.

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Lesenswertes für Läufer (1)

Ein Trainingsplan für den Kopf

Nun muss Angela Merkel auch noch dafür herhalten, Läufern Beine zu machen. Ob die viel beschäftigte Politikerin von dieser Rolle weiß? Sie, die im Winter auf Langlaufskiern eine mehr oder minder gute Figur macht, dient Michele Ufer in seinem Buch „Mentaltraining für Läufer“ für ein weiterführendes Gedankenspiel. In dem Fall geht es um den Versuch, den Kopf von einer Sache frei zu halten, die einen ausbremst statt zu beflügeln. „Denk jetzt nicht an Bundeskanzlerin Angela Merkel im pinken Bademantel“, fordert er den Leser auf. Gesagt, getan. Erreicht werde jedoch das Gegenteil: Der Versuch, das Gehirn nicht mkit diesem Gedankengang zu konfrontieren, führe genau zu dieser Vorstellung. Ufer schlussfolgert: „Eine Sprache, die auf Fehler fokussiert, führt uns zu den Ergebnissen, die wir eigentlich vermeiden wollen.“ Eine Quintessenz: Grübele nicht unnötig wegen dieses und jenes Problems, habe Spaß und sei unbekümmert!

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Lesens- und Sehenswertes für Läufer

Dafür, dieses Buch jetzt hervorzuholen, um sich noch rasch für den Marathon in Hannover in Form zu bringen, ist es zu spät. So etwas zu versprechen wäre eine Mogelpackung, und für so etwas ist ein Herbert Steffny nicht zu haben. Mit 62 Jahren ist der 16-malige deutsche Meister längst auf der 2. Runde seiner Karriere – als Trainer, Autor, TV-Kommentator und Reiseveranstalter. „Das große Laufbuch“, 2004 erstmals erschienen und jetzt in einer 5., erweiterten Auflage auf den neuesten Stand gebracht, ist so etwas wie Steffnys Meisterwerk – und eine Pflichtlektüre für jeden Läufer und solche, die es werden wollen.

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Neue Bücher für Laufbegeisterte

Die Blätter an den Bäumen fallen, selbst der Laufkalender wird von der alljährlichen herbstlichen Magersucht heimgesucht, und die Tage sind inzwischen so kurz, dass auf die Stirnlampe bei der gewohnten Laufrunde nach der Arbeit nicht verzichtet werden kann. Ja, wir Läufer haben es schwer in diesen Wochen, die aber auch eine Chance bieten: Tun wir das, was sonst zu kurz gerät. Trainieren wir mal nicht nur die Muskeln an Waden und Oberschenkeln, sondern diejenigen Körperregionen, die sonst meist zu kurz kommen. Und verlassen wir dabei ruhig mal die gewohnten Pfade.

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Neue Laufbücher: Von Marquardt bis Jurek

Schau an: Matthias Marquardt hat wieder einen rausgehauen! Vom umtriebigen Sportmediziner aus Hannover (Spezialstrecke: Laufen) ist ein weiteres Buch in den Handel gekommen; allmählich verliert man den Überblick, das wievielte es seit dem Erscheinen des Klassikers „Die Laufbibel“ inzwischen ist. Diesmal handelt es sich um ein durchaus mutiges Unterfangen, worauf schon der Titel „Das große Laufschuhbuch – Alle Klassiker und wichtigsten Neuheiten im Test“ schließen lässt.

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